März 2004
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KUBA - die Insel der

Bioweltmeister !


Biolandbau kennt keine Grenzen - auch nicht im ideologischen Sinn. Von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen, findet in Kuba das weltweit größte Experiment im Biolandbau statt. 80 Prozent der kubanischen Bauern und Bäuerinnen haben auf diese Produktionsmethode umgestellt - und der Erfolg spricht für sich: Die Erträge sind höher als früher.

KUBA



Bis Ende 1987 importierte Kuba 57 Prozent seines Nahrungsmittelbedarfs, zwei Drittel davon stammten aus Ostblockstaaten. Als Anfang der 90er Jahre in Osteuropa der Kommunismus zusammenbrach, fehlten plötzlich nicht nur die Lebensmittel, sondern auch Dünge und Spritzmittel sowie die billigen technischen Hilfsmittel für die Landwirtschaft. Von den USA war keine Hilfe zu erwarten - im Gegenteil, sie verstärkten ihr Wirtschaftsembargo gegen das Regime Fidel Castros.

Große Teile der Bevölkerung mussten hungern. Doch der Selbstbehauptungswille der KubanerInnen war stark. Sie machten aus der Not eine Tugend und setzten eine "biologische Revolution" in Gang. Auf der Zuckerinsel boomen nun BioLandwirtschaft, Solarenergie, Kräutermedizin und Öko-Tourismus. "Unsere Bauern mussten umdenken"; sagt Jose Rodriguez Oruna vom Umweltministerium, "und sich mit bislang unbekannten Dingen beschäftigen."

Sie bekämpfen Schädlinge nicht mit chemischen Mitteln, streuen keinen Kunstdünger, sondern rücken Schädlingen mit biologischen Methoden zu Leibe. Zum Beispiel werden Ameisen auf den Süßkartoffelbohrer losgelassen. Mischkulturen, Fruchtwechsel oder Wurmkulturen für nährstoffreicheren Naturdünger sind mittlerweile weit verbreitet. Nach mexikanischer Tradition setzt man nun zwischen Maispflanzen keine Unkräuter, sondern andere Nutzpflanzen wie Maniok oder Bohnen.

Ein Feld mit einer gemischten Kultur ist für Schädlinge weit weniger anfällig als eine Monokultur. Überdies sind die Bohnen gleichsam ein Ersatz für Stickstoffdünger, weil auf ihnen wie auf allen Hülsenfrüchtlern Bakterien leben, die Stickstoff fixieren.

Eine Untersuchung der University of California zeigte, dass auf 1 Hektar mit gemischter Kultur ebensoviel Nahrung gedeiht wie auf 1,73 Hektar, die mit Mais in Monokultur bestellt werden. Landwirtschaftliche Kooperativen und Privatbauern produzieren mittlerweile die saubersten Nahrungsmittel der Welt.

Wegen der geringen Industrialisierung der Insel fehlen auch solche Rückstände, die über die Luft in die Nahrungskette gelangen könnten.

Die Erfolge können sich sehen lassen. In den vergangenen Jahren wurden bei zehn Grundnahrungsmitteln Rekordernten erzielt. Einen wichtigen Anteil daran hat das Regierungsprogramm "Agricultura urbana".

Die Embargopolitik der USA ließ Benzin zur Mangelware werden und verteuerte den Transport von Lebensmitteln. Daher startete man den Versuch, die 2,5 Millionen EinwohnerInnen Havannas über eigene Gartenanlagen zu versorgen. Inzwischen gibt es 8.000 städtische Gärten, in denen die Havanneros Salate, Bananen und Kartoffeln ziehen -absolut biologisch.

Kubas Umstellung auf organischen Landbau erregt auch international Aufsehen. Im vergangenen Jahr-erhielt die Grupo de Agricultura Organica (GAO) in Stockholm den Alternativen Nobelpreis, den Right Livelihood Award. Die Jury lobte, dass es der Organisation um die endgültige Umstellung auf biologischen Landbau geht.

"Wir wollen auch dann noch organisch wirtschaften, wenn die Krise vorüber ist und Chemikalien wieder ins Land kommen", verkündet GAO-Präsident Fernando FunesAguilar. Ein guter Ansatz, mit dem Kubas Biolandbau für viele Länder in der "Dritten Welt", zum Vorbild werden kann.

Quelle: Natürlich Leben 3/2002


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März 2004

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